2009
08.08







Ausstellungs-Plakat

Ausstellungs-Plakat

Max & Amadeus
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Das Feuer in den Hochöfen mag längst ausgegangen sein – in den Herzen der Menschen wird es jedoch nie verlöschen.

Bruckhausen, vor über 20 Jahren. Ich bin zum ersten Mal hier. Es ist kalt und dunkel. Die Straßen sind leer gefegt. Nur einige wenige Menschen sind zu sehen. Beeindruckend und imposant erhebt sich der Hochofen Nr.4 in den Himmel. Dunkel und mächtig ragt er in dem Himmel empor. Aus der Ferne glaube ich, der Hochofen steht mitten auf der Dieselstraße. Dieses skurrile Bild prägt sich mir ein – bis heute.

Heute steht der Hochofen Nr. 4 immer noch. Das Feuer in seinem massiven Inneren ist mittlerweile verloschen; lange genug hat er seinen Dienst getan. Von 1959 bis in das Frühjahr 2008 hat er ohne Unterbrechung über fünf Millionen Tonnen Stahl produziert. Der unaufhörlich fließende Stahl brachten den Menschen in Bruckhausen Arbeit und somit Wohlstand. Doch dann lockte viele das moderne in den Randgebieten. Geschäfte mussten schließen, Häuser stehen leer und verfallen zusehends.

Viele dieser Häuser sind schöne, noch mit echtem Stuck versehene Villen, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts erbaut wurden. Mit dem meterhohen Gras, das aus Regenrinnen und auf den Dächern wächst, bieten sie einen kuriosen aber leider auch traurigen Anblick. Oft sind Fenster und Türen vermauert, teilweise mit Gittern verschlossen.

Die schönsten Gebäude der Heinrich,- und Kronstrasse sind durch den geplanten Grüngürtel massiv vom Abriss bedroht.

Durch mein Interesse an den Gebäuden kam ich unweigerlich mit den Menschen in Kontakt. Zuerst sind es die Kinder. Sie haben keinerlei Scheu. Fröhlich und ausgelassen toben sie auf den Strassen. Minderheitenkonflikte und Nationalitätenprobleme sind ihnen (noch) fremd. Diese Kinder freuen sich über „den Mann mit der Kamera“ und sind stolz, wenn sie fotografiert werden. Während meiner Arbeit bekam ich viele eindrückliche Szenen des Bruckhausener Alltags mit, die ich so schnell nicht vergessen kann. Heraus sticht das junge Mädchen, das zur ihrer Mutter sagt: „Mama, die Kinder aus der anderen Strasse sagen, wir wären total asozial und hätten kein Geld!“

Nach diesem Moment beschloss ich, dass ich mich mit den Menschen von Bruckhausen intensiver auseinander setzen wollte. Über sechs Monate lang habe ich den Stadtteil im Norden von Duisburg regelmäßig besucht und dabei die Menschen von einer sehr ungewöhnlichen Seite kennen gelernt.

Viele der ausgestellten Fotos sind spontan aus der Situation heraus entstanden, blitzschnell und aus der Hüfte geschossen. Aus Respekt und um plakativen Voyeurismus zu vermeiden habe ich bei weitem nicht alle Situationen fotografiert – obwohl es fotografisch gute Motive gewesen wären. Den gerade überfahrenen Hund auf der Straße, um den sein Herrchen weinte.

Ich habe viel Zeit mit den Menschen in Bruckhausen verbracht. Einige haben mich auf meinen nächtelangen Streifzügen begleitet, mit anderen habe ich viel geredet. Zu Beginn waren einige Bruckhausener meiner Arbeit und meinem Anliegen eher skeptisch gegenüber eingestellt – mit der Zeit brach jedoch das Eis. Danach begegneten mir die Menschen mit großem Vertrauen; nur so gelang es mir, Bereiche zu fotografieren, die anderen strikt verschlossen bleiben.

Für viele Duisburger ist Bruckhausen ein abgeschriebener, verarmter Stadtteil. Der erste Eindruck täuscht.

Wenn man sich die Mühe macht, um den Stadtteil zu Fuß zu erkunden, wird man seine wahre Schönheit kaum übersehen können. Im Innern des Bruckhausener Stadtkerns wird renoviert und große Mietobjekte strahlen seit einiger Zeit im frischen Lack. Es wird investiert, denn einige wenige haben das Potenzial erkannt.

Die Bürger wissen dass schon lange. Wen ich auch gefragt habe, wegziehen will hier kaum jemand.

Der Reichtum dieses Viertels liegt auch in den außergewöhnlichen Menschen begründet.

Genau diesen Menschen ist meine Ausstellung gewidmet.

Uwe Weber

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